Presse – Science and Fiction (Faust II)

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"Bis die Blase platzt: In Göttingen stürzen sich ein Theaterregisseur und ein Soziologe auf Goethes „Faust II“... ein betörend anheimelndes Gedankenspiel, mit dem nebenbei die platzende Spekulationsblase der Weltfinanzkrise 2008 erklärt wird. Schlicht mitreißend wie Schalk-charmant Münnich all das entwickelt und von Kühn mit mürrischer Neugierde begleitet wird... ein anregender Science-Slam, der Goethes Denken auf den Punkt bringt... das ist anregend, um nicht zu sagen 'gigantisch, irre, lebensverändernd.'"
(Jens Fischer, TAZ, 11.5.2019)

"Ein kapitales Bühnenabenteuer"
(Tina Fibiger, Göttinger Stadtradio, 25.4.2019)

"Spannendes Projekt von Uni und Deutschem Theater: Unter der Regie des in Projekttheater erfahrenen Jan Philipp Stange füllt Nikolaus Kühn viele Passagen aus Goethes Faust mit Leben, Sascha Münnich setzt sie originär in gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge. Unzählige Nuancen glitzern auf – wie in dem Bachlauf der durch den Hörsaal fließen sollte. Bühnen- und Kostümbildner Jakob Engel hat nicht allein für Nikolaus Kühn ein Mephisto-Kostüm in der Dominanzfarbe Rot erfunden. Auch mit den dort gängigen Tools wie einer Dokumentenkamera gelingt es ihm, den ach so nüchternen Hörsaal mit so etwas Theateratmosphäre zu füllen. Fast schon sphärisch wirken Chorklänge in der Inszenierung... Wie es sich für die Show gehört, schreiten die Chormitglieder auch in „Science and Fiction“ kerzenschwenkend auf die Bühne und bilden so den Rahmen für ein stimmungsvolles Finale. Der größte Hörsaal, HS 11 mit 900 Plätzen, verwandelt sich an diesem Abend in einen Spielort. Ob Vorlesung oder Theater, wo er für sich den Schwerpunkt setzt, muss jeder Zuschauer selbst entscheiden. Sicher ist: 'Science and Fiction' mit Faust II ist ein Projekt zum zweimal Hören."
(Ute Lawrenz, HNA, 7.5.2019)

"Gigantisch: Es handelt sich um eine Symbiose aus Theater und Vorlesung. Eine Symbiose, die man dort gerne öfter sehen würde. Ausgangspunkt des Stückes ist Goethes Faust II, das – O-Ton – erste kapitalismuskritische Theaterstück. Passenderweise tritt neben dem durchweg überzeugenden Nikolaus Kühn als Mephisto daher ein Professor der Soziologie auf. Namentlich der ausgesprochen sympathische Sascha Münnich, der schwerpunktmäßig zu Geld und der Finanzkrise forscht. Gemeinsam präsentieren die beiden in einer gelungenen Mischung aus Goethes Texten, informativer Vorlesung und pointiertem Dialog, wie sehr der Glaube und das Streben nach Geld und was man davon kaufen kann unsere Gesellschaft beherrscht. Es gelingt dabei eine hervorragende und moderne Adaption des Stückes … Die Mitwirkenden schaffen insgesamt ein innovatives, berührend detailverliebtes und durchweg unterhaltsames Stück, welches sich anzusehen absolut lohnt! Man munkelt gar, das Stück werde die Welt verändern …"
(Maren Wöbbeking, Scharfer Blick 28.4.2019)

"Außergewöhnliche Faust II-Inszenierung: Alles ist anders in der Göttinger Inszenierung 'Science and Fiction (Faust II)'. Halb Theater, halb Wissenschaft wird aus diesen beiden Halbkugeln eine neue Form der Darstellung zusammengesetzt, die unterhält und bildet … Der Versuch, zwei auf den ersten Blick so unterschiedliche Bereiche wie die Wissenschaft und das Theater zusammenzuführen, bringt in diesem Fall tatsächlich etwas Besonderes, vielleicht sogar etwas tatsächlich Neues hervor. Altbekannte Strukturen (hier das Theater, dort die Forschung) werden aufgebrochen und neu zusammengesetzt. Das ist erfrischend. Das braucht Mut. Über die weltverändernde Wirkung freilich müsste noch diskutiert werden. Aber selbst die ist schon gegeben, wenn der ein oder andere Theatergast aus diesem Stück die Anregung mitnimmt, dass es in unserer, der menschlichen Hand liegt, in welcher Weise wir als irdische Gemeinschaft zusammenleben, dass es in unserer Hand liegt, Momente zu erschaffen, von denen wir, ganz goethesch, sagen: Verweile doch, du bist so schön … Theater freilich ist alles. Alles. Schwindel, wenn man so will. Spielräume zur freien Gestaltung, positiv ausgedrückt. Wer das einmal erkannt hat, kann die Welt verändern. Allmählich, wahlweise und zur Abwechslung auch zum Besseren. Entscheidend ist, woran wir glauben. Und dabei – und auch das ist goethesch – hat der Grad unserer Bildung eine nicht zu unterschätzende Bedeutung."
(Ulrich Meinhard, Göttinger Tageblatt, 26.4.2019)

"Die Premiere am vergangenen Donnerstag wird von zahlreichen Lachern begleitet und das aufmerksame Publikum hat seinen Spaß, vor allem an den Vorträgen von Sascha Münnich. Kräftiger und langanhaltender Applaus bescheinigen dem gesamten Team, einen großen Erfolg gelandet zu haben. Eine heterogene Besucherschar erlebt die Uraufführung, viele Altersklassen und unterschiedliche Interessengruppen sind im 011er vertreten. DT-Abonnenten ebenso wie Premierenbesucher aus Theaterfachkreisen, Interessierte aus dem universitären Milieu und Studierende. Vor allem Letztere zeigen sich absolut begeistert und beschreiben, dass einige Effekte ihnen Gänsehaut bereitet haben. Der Projektcharakter und vor allem die Vermischung von Theater und Wissenschaft wird vielfach gelobt... Das Stück möchte dem Geheimnis des Geldes auf die Spur kommen, dem großen Mythos des Stoffes nachspüren, der die Welt in ihrem Innersten zusammenhält. Damit wäre die Rolle von Sascha Münnich geklärt. Schließlich beschäftigt sich der Wissenschaftler seit seinem Studium der Sozialwissenschaften, das er 1998 an der Uni Göttingen begann, mit nichts anderem, als unserem Wirtschaftssystem und seiner moralischen und ethischen Legitimation. Den klassischen Theaterpart als Mephisto übernimmt der ebenso intensiv wie lässig spielende Nikolaus Kühn, der seit der Spielzeit 2004/2005 am DT engagiert ist. Beide Akteure treffen sich beim Thema Geld und spielen nicht nur ihre Rollen, sondern irgendwie auch sich selbst... Spielerisch ergänzen sich die beiden Protagonisten hervorragend. Kühn gibt seinen Mephisto besserwisserisch und sehr leger, mitunter vorlaut und überheblich frech. Zumindest solange, bis ihn Münnichs Faust, sachlich-nüchtern, aber nicht ohne Augenzwinkern und einer gehörigen Portion Humor von seinem hohen Ross herunterholt. Schließlich muss auch er erkennen, dass, bei aller Poesie, der ewige Kreislauf von Papiergeld, Party, Krise, Zerstörung und dem sich anschließenden Wirtschaftswunder nicht zu durchbrechen ist. Eine Utopie von einer besseren Welt jagt die nächste, aber die bessere Welt endet an der Theaterpforte. „Es irrt der Mensch, solang‘ er strebt.“ ... Gemeinsam mit einem zehnköpfigen Chor und dessen musikalischem Leiter Fred Kerkmann sowie dem nun Geige spielenden Mephisto gibt der Faust einen zum Niederknien schön gesungenen Ohrwurm zum Besten, der noch lange nachhallt."
(Christoph Mischke, Blog GT, 2.5.2019)

Science and Fiction (Faust II), 2019 Deutsches Theater Göttingen

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Mitreißend!

(TAZ)

Professor Sascha Münnich lehrt Soziologie an der Universität Göttingen. Er hat keine Philosophie, Juristerei und Medizin, und leider auch keine Theologie studiert, sondern forscht zu Geld und den Folgen der Finanzkrise. Der junge Goethe wollte ebenfalls Professor in Göttingen werden, jedoch hegte sein Vater einige Abneigungen gegen die Leinestadt. So musste Johann Wolfgang Dichter werden: Nach Golde drängt / am Golde hängt / doch alles. Faust II, der Tragödie Zweiter Teil, verhandelt die Nachwirkungen einer Staatspleite. Der Kaiser hat alles ausgegeben, doch Mephisto schöpft neues Geld aus dem Nichts, gedeckt mit den noch ungehobenen Bodenschätzen des Landes. Damit ist die Spekulation in der Welt und ebenfalls der Zwang zur Profitsteigerung, Konkurrenz, Krise und Ausbeutung. Für diesen Abend tun sich Theater und Wissenschaft wieder zusammen, um dem Geheimnis des Geldes auf die Spur zu kommen, dem großen Mythos, was die Welt / Im Innersten zusammenhält.

Professor Dr. Sascha Münnich, geboren 1977, ist seit 2013 Professor für Internationale Vergleichende Soziologie am Institut für Soziologie der Georg-August-Universität Göttingen. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit den sozialen und kulturellen Bedingungen kapitalistischer Ökonomien und der sie flankierenden Wohlfahrtsstaaten. Zusätzlich ist er der Leadsänger mehrerer Bands, u. a. Men in Black.

Premiere am 25.4.2019. Weitere Vorstellungen am 03.05., 04.05., 05.05., 08.05., 24.05., 25.05., 26.05., 05.06., 07.06. und 12.06.

Mit Sascha Münnich und Nikolaus Kühn, Konzept und Regie: Jan Philipp Stange, Bühne: Jakob Engel, Dramaturgie: Jascha Fendel, Text: Jakob Engel, Sascha Münnich und Jan Philipp Stange, Regieassistenz: Leonie Rebentisch | Fotos von Jakob Engel & Thomas Müller

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