Presse – Great Depressions

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“Malte Scholz im Fellgewand erzählt in der großartig nachempfundenen Neanderhöhle eine intime Brüdergeschichte, die mit die Depression und Suizid zu tun hat, während schon der Neandertaler-Finder Johann Fuhlrott darüber nachdachte, wie diese frühen Menschen wohl zusammengelebt haben und was das für uns bedeutet.... gewitzt, etwas melancholisch und sehr unterhaltsam”
(Eva-Maria Magel, FAZ vom 3.12.2018)

"Grandios: In einem archaisch felsigen Neandertal, mit Tierfell und Keule, ein riesiges Mammut schaukelt tröstlich im Hintergrund vorbei, spricht der Performer Malte Scholz von der eigenen Depression und über die Frage, ob man aus den Produktionszwängen des heutigen Lebens nicht einfach mal aussteigen kann. Man spürt in Scholz’ Augen die absolute Wahrhaftigkeit dieser Frage, sie erhebt die Krankheit sofort in größere gesellschaftliche Zusammen­hänge – das ist so stark und traurig, dass die tragische Geschichte um seinen Bruder nicht mehr nötig ist, ein Zuviel an persönlicher Information, die das Fassungsvermögen einer Bühne übersteigt." (Dorothea Marcus, Theater heute, September 2019)

"Große Depressionen in der Neandertaler-Höhle: Auf der Bühne erstreckt sich eine wuchtige Höhle. Blick von innen nach außen. Vor dem Eingang steht eine elektronische Orgel in blauem Nebellicht. Es ist ruhig. Irgendwann trabt ein Mammut an der Höhle vorbei (im Kostüm stecken Schauspieler), setzt sich an die Orgel und beginnt zu spielen und zu singen. Melancholische Lieder vom elisabethanischen Komponisten John Dowland und Pop-Songs. Dann schreitet aus einer Höhlenecke Schauspieler Malte Scholz im Fell-Kostüm hervor und beginnt zu erzählen. Von sich selbst. Dass er 1976 in Norddeutschland geboren wurde, nach seiner Ausbildung zum Bürokaufmann entlassen wurde, sich mit Gelegenheitsjobs verdingte und schließlich aus Existenzängsten immer mal wieder zur Flasche griff, in dunkleren Augenblicken gar an Selbstmord dachte. In „Great Depressions“ – am Donnerstag zu Gast beim Impulse-Theater-Festival im FFT Juta – zählt Regisseur Jan-Philipp Stange die Lebensgeschichte des an Depression erkrankten Malte Scholz. Er verbindet sie mit der Geschichte von der Entdeckung des Neandertalers im Jahr 1856 durch den Naturforscher Johann Carl Fuhlrott: Texte aus seinem Vortrag über den Fund werden eingeblendet. Er handelt davon, dass der Neandertaler kein Keulen schwingender Kannibale war, sondern ein empathisches, soziales Wesen. Für diese schon in der Urzeit praktizierten Werte plädiert auch Scholz. Denn eine Ursache von Depressionen sieht er darin, dass es Mitmenschen eben an jenen positiven Eigenschaften mangele, so habe sein Vater vorgelebt, dass Männer hart sein müssten und nicht weinen dürften. Permanent wechseln Musik und der Monolog zum Kampf gegen den Lebensnebel – Scholz spielt langsam, ruhig, eindrücklich und bleibt trotz dunkler Stunden positiv: Es ist in unserer Leistungsgesellschaft in Ordnung, am Ende zu sein und nichts zu produzieren."
(Thomas Frank, Westdeutsche Zeitung vom 21.6.2019)

"Dass das permanente Konsumieren und Produzieren uns vermutlich dem Untergang weiht, erzählt sehr eindrücklich der Theatermacher Jan Philipp Stange in Great Depressions... In einem archaischen Neandertal mit Tierfell und Keule spricht der Schauspieler Malte Scholz im FFT Düsseldorf von der eigenen Depression und über die Frage, wie man aus den Zwängen des heutigen Lebens kommt."
(Dorothea Marcus, Deutschlandfunk Kultur vom 25.6.2019)

"In Great Depressions von dem Newcomer Jan Philipp Stange steht der Performer Malte Scholz auf der Bühne, der tatsächlich seine eigene Geschichte erzählt - und die seines Bruders. Es geht darum, dass der Mensch an sich, so wie er ist, ohne dass er etwas leistet, auch einen Wert hat."
(Christiane Enkler, Deutschlandfunk Kultur vom 17.6.2019)

"Soziale Neandertaler: Jan Philipp Stanges Hauptdarsteller Malte Scholz lebt in einer Höhle, vor der ein Mammut im Nebel umherwandert und ab und zu auf einer Orgel spielt. In der Epoche der Neandertaler plätschert die Zeit dahin. Im Inneren der Höhle sitzt im Fellkleid am Lagerfeuer, abgeschottet, aber nicht allein, ein einzelner Mann. Am Ende der Höhle, hinter der vierten Wand, ist das Publikum. Scholz reißt es durch seine Autobiographie aus der Kontemplation heraus: aufgewachsen in Hamburg, Schule, Ausbildung, irgendwann ans Theater gegangen, „und jetzt bin ich hier“. Er erzählt von seiner eigenen psychischen Erkrankung und dem Suizid seines Bruders. Die Depression mache das Spielen nicht immer möglich: „Wenn ich als Schauspieler gut schlecht spiele, ist das dann gut?“ Was nach Dystopie klingen mag, birgt bei Stange doch einen kleinen Hoffnungsschimmer: Letztlich waren auch die Neandertaler sozialere Wesen, als man hätte meinen können."
(Lili Hering, FAZ vom 26.11.2019)


Great Depressions, studioNAXOS, Frankfurt, 2018

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Grandios, stark und traurig.

(Theater heute)

Schroffe Felsen, ein Mammut, Nebelschwaden: Das opulente Bühnenbild versetzt das Publikum in jene Höhle im Neandertal, in der 1865 das Skelett eines frühen Menschen gefunden wurde. Great Depressions verknüpft die individuelle Geschichte von der Depressionserkrankung des Darstellers Malte Scholz mit der historischen Erzählung von der Entdeckung des Neandertalers, der, anders als lange angenommen, kein aggressiver Einzelgänger war, sondern in einer fürsorglichen Solidargemeinschaft lebte. Scholz äußert seine Gedanken zu Leistungsgesellschaft, Depression und Männlichkeit. Er sucht nach dem Gefühl hinter der kontrollierten Fassade. Er fragt sich, wie es dazu kam, dass er noch am Leben ist und diesen Abend mit dem Publikum teilen kann. Der Musiker Jacob Bussmann im Mammutkostüm singt dazu an der Orgel mit maximaler Zärtlichkeit barocke bis zeitgenössische Hits.

Eine Show, die nicht mehr zu sein versucht als ein individuelles Porträt, aber doch ein Bild von universeller Schönheit zeichnet: Ein Mensch kann schon darin genug sein, dass er einfach da ist und nicht an der Welt zugrunde gegangen ist. In einem berührenden Monolog zeigt ein Schauspieler die Verwundbarkeit seiner Seele und sucht nach einer Antwort auf die Frage, ob und, wenn ja, wie wir zusammenleben wollen.

Ankündigung
In grauer Vorzeit bediente man sich zur Befriedung von Fehden der Praxis, Verwundungen nicht Aug um Aug zu rächen, sondern mit Sachleistungen abzugelten. Dafür war es von größter Bedeutung, genaue Abstufungen zu unterscheiden, ob zum Beispiel der verletzte Augendeckel noch eine Träne halten könne, ob der lahme Fuß das Tau vom Gras streife oder der Schlag auf den Kopf die Sicht auf das Gehirn bloßlege. Die gemeinschaftliche Begutachtung von Wunden eröffnet einen symbolischen Raum von Verhandlung und Gesellschaft. Unsere Verletzlichkeit erscheint so als der Urgrund des Geldes und der Ökonomie, welche inzwischen, so hat es den Anschein, ihrerseits dafür verantwortlich sind, uns mit Beschädigungen und Gefühlen tiefen Unwerts zu überziehen. Kann man sich in dieser Welt verwundbar halten, ohne an ihr zu Grunde zu gehen? Great Depressions ist eine Show über die Frage, ob und wenn ja, wie wir zusammen leben wollen.

Trailer (2:30)

Premiere am 29.11.2018. Weitere Vorstellungen 30.11.2018, 02.12.2018, 23.05.2019, 24.05.2019, 25.05.2019 in Frankfurt, am 20. und 21.06.2019 beim Impulse Festival im FFT Düsseldorf, am 16. und 17. November 2019 beim Fast Forward Festival in Hellerau Dresden, am 28. und 29. Februar 2020 in der Schaubühne Lindenfels und am 12. und 13. September 2020 in der Schwankhalle Bremen. Am 25.06.2022 hatte Great Depressions auf HR2 Kultur seine Hörspielpremiere.

Mit Jacob Bussmann, Malte Scholz, Elias Bollinger, Siria Hertel, Raúl Flores und Sebastian Weygold. Konzept und Regie: Jan Philipp Stange, Bühne: Jakob Engel, Dramaturgie: Kris Merken, Kostüm: Maylin Habig, Licht: Simon Möllendorf und Nils Wildegans, Musik: Jacob Bussmann, Produktionsleitung: Carmen Salinas, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Anja Schneidereit, Organisatorische Mitarbeit Regie: Jannika Nordhauss, Organisatorische Mitarbeit Ausstattung: Tobias Rauch, Mitarbeit Kostüm: Siria Hertel. Text: Kris Merken, Malte Scholz und Jan Philipp Stange | Fotos von Jakob Engel und Peter Grün

Eine Produktion von Stange Produktionen in Zusammenarbeit mit studioNAXOS, mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Stadt Frankfurt, der Naspa-Stiftung und dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain.

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