Presse – Sachbericht

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“Welch wohlklingender Verwendungsnachweis: Während in „Szenario" der Antragstext für die finanzielle Unterstützung bei allerlei Kulturförderinstitutionen gesungen wurde, tragen Grégoire Delamare, Bernadette Schäfer, David-Christian Sixt und Sophie Wenzel in „Sachbericht" nun die obligatorische Rückschau über die korrekte Verwendung der Gelder vor, denn: „Die Vergabe öffentlicher Mittel muss transparent sein." Also erfüllen Sopran und Alt, Bass und Tenor ihre Berichtspflichten, reflektieren in wunderschönen Arrangements (Musik: Jacob Bussmann) den „Projektverlauf" und singen mal Solo, mal im vierstimmigen Chorsatz über „Herausforderungen und Abweichungen". Begleitet von Jakob Boyny (Cello), Jacob Bussmann (Klavier) und Spela Mastnak (Vibraphon und Schlagwerk), werden formvollendet auch die „Rechtlichen Versicherungen" abgegeben. Jan Philipp Stange lässt die Produktion aber nicht zur Doublette werden. Diesmal stehen die Sänger auf einer Bühne, vor der an stilvoll gedeckten Tischen das Publikum sitzt und zwischen den einzelnen Gesangsbeiträgen vegane und vegetarische Köstlichkeiten serviert bekommt (Menü: Gianna Dorant und Alessia Neumann). Dazu gibt es Wein und Wasser, Brot und Butter. Am Schluss wird die freundliche Pauschalantwort der Förderinstitutionen mit den Zuschauern als Song eingeübt: „Falls sich bei der Prüfung des zahlenmäßigen Verwendungsnachweises Beanstandungen ergeben, melden wir uns bei Ihnen." So sitzt man angenehm unterhalten gut zwei Stunden lang, vergisst die Zeit und ignoriert die Bodenkälte der Naxoshalle. Vielleicht hat die Jan Philipp Stange Company mit „Sachbericht. Performance Dinner" ja visionär das Erfolgskonzept für die Freie Szene vorgelegt. Man lädt Freunde und Förderer, Kritik und Publikum ein, verliest oder besingt die Intentionen eines Projekts und verzichtet ganz auf die kostspielige Umsetzung. Nur für einen Imbiss und reichlich Wein sollten die Gelder ja reichen.” (FAZ, 7.11.2023)

Sachbericht, Performance-Dinner mit Musik für ein Publikum und vier Förderinstitutionen

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Welch wohlklingender Verwendungsnachweis!

(FAZ)

Der Bericht hat eine große Tradition im Theater. Gewaltige Schlachten wurden von den Boten der Theatergeschichte nacherzählt, grausame Morde und diskrete Liebschaften aufgedeckt. Heute schreiben die Theaterschaffenden vor allem Sachberichte. Denn nach jeder Inszenierung in den Freien Künsten muss ein Verwendungsnachweis über das Projekt abgegeben werden. Darin werden für die Geldgeber das Projekt und seine Wirkung reflektiert und die korrekte Verwendung der Mittel nachgewiesen. In der Inszenierung "Sachbericht" kommen nun diese Berichtspflichten selbst mehrstimmig gesungen zur Aufführung - und damit auch ein Bild der Lage in den Freien Künsten auf den Tisch.

Mit Jakob Boyny (Cello), Jacob Bussmann (Klavier) und Špela Mastnak (Schlagwerk) u.a.

Künstlerische Leitung: Jacob Bussmann (Musik), Jakob Engel (Szenografie), Jan Philipp Stange (Konzept). Essen: Gianna Dorant & Alessia Neumann - comebysayhi. Dramaturgie: Philipp Scholtysik. Kostüm: Maylin Habig. Produktion: Christina Lutz. Organisatorische Mitarbeit: Bella Enderlein. Mitarbeit Bühne: Kathrin Frech. Öffentlichkeitsarbeit: Michel Nölle, Annika Schmidt. Fotos: Christian Schuller.

Eine Produktion von Stange Produktionen, in Kooperation mit dem Produktionshaus Naxos. Mit freundlicher Unterstützung des Kulturamts der Stadt Frankfurt, des Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Kulturfonds Frankfurt RheinMain und des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst.